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    Einblicke ins Jugendgefängnis: Dieses Präventionsprojekt will Jugendliche vor dem Knast abschrecken

    Einen spannenden und lehrreichen Einblick, wie der Alltag in einer Justizvollzugsanstalt (JVA) abläuft, haben die Schülerinnen und Schüler der Herrmann-Gmeiner-Schule in Ehingen kürzlich erhalten. Der Journalist Werner Herkert zeigte dort im Rahmen des Präventionskurses „Die JVA goes Schule“ seinen eindrucksvollen Dokumentationsfilm, in dem drei Insassen eines Jugendgefängnisses ihre persönlichen Geschichten erzählen. Die eindringlichen Bilder und Schicksale sollen abschrecken und verdeutlichen, welche Folgen ein Leben auf der schiefen Bahn haben kann. Ziel der Veranstaltung ist es, frühzeitig für rechtliche Grenzen zu sensibilisieren und die Jugendlichen zu verantwortungsvollem Handeln zu ermutigen.

    Eva Newman, Schulsozialarbeiterin des Kinder- und Jugendhilfevereins Oberlin, hat das Projekt mit finanzieller Unterstützung der Aktion „Mitmachen Ehrensache“ ins Ehinger Klassenzimmer geholt. Gemeinsam mit den Schüler:innen analysierte Projektleiter Werner Herkert die Szenen des zwölfminütigen Films, gab den Jugendlichen Hintergrundinfos rund um den Gefängnisalltag und beantwortete ihre zahlreichen Fragen. Entstanden ist der Präventionskurs über Umwege: Grundlage der Veranstaltung ist eine Schreibwerkstatt in der Jugendstrafanstalt, die Herkert leitete. Die jungen Häftlinge sollten sich „ihre persönliche Geschichte von der Seele schreiben“. Aus den Erzählungen der Teilnehmenden Ben, Tom und Andrej entstand im Anschluss der Film „Die JVA goes Schule“.

    Der Alltag im Gefängnis

    Darin schildern sie ihre Gedanken, Gefühle und alltäglichen Abläufe hinter Gittern. Der vermeintlich einfache, kriminelle Weg gehe langfristig niemals gut – „früher oder später landet man im Knast“, erzählt Ben. Gefangen hinter Mauern und Stacheldraht, ohne Privatsphäre, ohne Internet, ohne Handy. Stattdessen ein durchgetakteter, fremdbestimmter, trister Alltag: aufstehen, Lebendkontrolle, arbeiten und regelmäßige Kontrollen durch die Vollzugsbeamten, zählt Tom auf. Dazwischen gebe es nur kurze Pausen wie den einstündigen Hofgang und die Mahlzeiten. Wer sich nicht an die Regeln hält, müsse mit weiteren Sanktionen rechnen. Auch eine der Zellen, in der zwei der Protagonisten ihre Haft verbüßen, ist im Film zu sehen. Beim Anblick der offenen Toilette blieb vielen Schüler:innen der Mund offen stehen: „Das ist voll peinlich“, kommentierte einer von ihnen. „Da geht deine Psyche kaputt, man hat überhaupt keine Privatsphäre“, meldete sich ein weiterer. „Wo ist die Dusche?“, wollte eine Schülerin wissen und erfuhr, dass es im Gefängnis ausschließlich Gemeinschaftsduschen gebe.

    „Mich regt der Film zum Nachdenken an“

    All diese Einblicke hinterlassen Spuren bei der Klasse: „Mich regt der Film zum Nachdenken an“, lautete das Fazit eines Schülers. „Immer auf dem richtigen Weg bleiben“, resümierte ein weiterer. Genau das ist das Ziel, das Herkert mit seinem Projekt erreichen möchte. Zum Abschluss der 90-minütigen Veranstaltung zitierte er nochmals Ben aus dem Film: „Macht was aus euch. In jedem von euch steckt etwas, ihr müsst es nur herausholen.“

    Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es auf der Seite der Initatoren unter https://nejako.de/der-schulausflug-in-den-knast

    Eine Zelle im Gefängnis. Zu sehen ist auf der rechten Seite ein Stockbett für zwei Personen. Hinten links im Eck steht ein kleiner Schreibtisch. Etwas weiter vorn auf der linken Seite befindet sich ein Schrank sowie ein Waschbecken. Im Schrank sind einige zusammengelegte Kleidungsstücke zu sehen. Hinter dem Schrank ist der Teil eines Fernsehers erkennbar.

    Eine Zelle in der Justizvollzugsanstalt. (Fotos: nejako.de)